Zum Aufbau der Übungen

Die Übungen auf Orthografietrainer.net haben einen speziellen und vielleicht nicht auf den ersten Blick verständlichen Aufbau, der auf dieser Seite näher erklärt werden soll. Zunächst wird der Aufbau selbst erklärt, im Anschluss werden nähere Begründungen für diese Art des Aufbaus gegeben. Eine lernpsychologisch-didaktische Vertiefung gibt es hier.

 

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1. So sind die Übungen aufgebaut

Jede Übung besteht aus einer variablen Anzahl von Sätzen (meistens zehn), die orthografische Aufgaben, bspw. zur Kommasetzung, enthalten und von leichteren über schwerere schließlich wieder zu etwas leichteren Fällen führen. Gleichzeitig gibt es aber von jedem dieser Sätze mindestens drei verschiedene Versionen. Die Versionen eines jeden Satzes unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die verwendeten Wörter. Wenn die Sätze der Übung darüber hinaus eine Art "Geschichte" erzählen, kann es manchmal zu größeren Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Versionen eines Satzes kommen.

Das Übungsprogramm selbst sieht drei Phasen vor, die nach der im Folgenden beschriebenen Art ablaufen.

1.) Übungsphase

Der Lernende beginnt seine Übung mit Satz 1, wobei das Programm per Zufall eine der mindestens drei Versionen aussucht. Hat er diesen auf Anhieb richtig gelöst, bekommt er Satz 2. Löst er auch den sofort, bekommt er Satz 3 usw. Soweit ist alles ganz "normal". Knifflig wird die Sache, sobald der Lernende einen Fehler macht.

2.) Trainingsphase

Tritt ein Fehler auf, setzt das Programm den normalen Fortgang der Übung vorübergehend aus und es beginnt der Trainingsmodus, in dem der Lernende sich genau mit seinem Fehler auseinandersetzt. Zunächst bleibt das Programm dabei so lange auf dem gleichen Satz stehen, bis der Lernende ihn richtig löst. Danach geht es aber nicht mit dem folgenden Satz weiter, sondern der Lernende bekommt zunächst die Lösung farbig hinterlegt präsentiert, um sie sich genauer einzuprägen. Danach präsentiert das Programm den Satz erneut und anschließend die anderen Versionen des gleichen Satzes, sodass die Übung genau dort vertieft wird, wo noch Fehler aufgetreten sind. Hat der Lernende auch die anderen Versionen gemeistert, wird ihm der ehemalige Fehlersatz ein drittes mal präsentiert, und er muss ihn auf Anhieb lösen, um den Trainingsmodus verlassen zu können. Gelingt dies nicht, verbleibt er im Trainingsmodus. Gelingt es, wird der normale Programmablauf fortgesetzt. Dieses Vorgehen sorgt dafür, dass ein Lernender, der noch unsicher mit dem orthografischen Problem der Übung ist, automatisch mehr Übungsmaterial präsentiert bekommt.

3.) Prüfungsphase

Am Ende der Übung werden alle Sätze, in denen Fehler aufgetreten sind, erneut präsentiert und müssen ein letztes Mal gelöst werden. Auch in dieser Phase bleibt das Programm bei Fehlern so lange stehen, bis der Satz richtig gelöst wurde. Außerdem werden Sätze, die immer noch zu Fehler führen, hinten angehängt, um wieder und wieder präsentiert zu werden. Mit der Prüfungsphase wird damit garantiert, dass ein einmal fehlerhaft gelöster Satz mindestens viermal richtig gelöst wird.

 

2. Welche Hilfestellungen gibt es?

Zu jedem Übungssatz kann der Lernende sich einen kurzen Hilfetext aufrufen, der ihm den Sachverhalt des Satzes näher erläutert und auf "knifflige Punkte" hinweist. Darüber hinaus gibt es zu jedem gelösten Satz in Nachhinein eine vertiefende Erklärung, die ebenfalls abgerufen werden kann. Ein Verweis auf detaillierte Regelsammlungen ist insofern nicht geplant, als sie mit den didaktischen Zielen des Orthografietrainers nicht übereinstimmen (vgl. den lernpsychologisch-didaktischen Kommentar). Geplant ist aber sehr wohl eine Sammlung von Faustregeln und Prüftechniken, die dann zum Einsatz kommen können, wenn beim Lernenden generelle Unsicherheiten auftreten.

3. Warum bleibt das Übungsprogramm nach einem Fehler auf dem entsprechenden Satz stehen?

Wenn jemand einen Satz nach bestem Wissen und Gewissen bearbeitet hat, also bspw. die Kommas so eingesetzt hat, wie er es für richtig hält, und wenn diese "Lösung" dennoch falsch ist, dann ist sie dennoch in den seltensten Fällen völlig unangemessen und wahrscheinlich von der tatsächlichen Lösung gar nicht so weit entfernt. Deshalb soll der Lernende, anstatt nun die richtige Lösung "aufgetischt" zu bekommen, lieber selbst weiter nachdenken, an welchen Stellen er sich ganz sicher ist und wo er sich den Fehler vorstellen könnte. Er wird dabei nicht alle möglichen Versionen durchprobieren, sondern wahrscheinlich sehr schnell merken, an welchen Stellen er noch nicht richtig reagiert hat. Dieses Vorgehen ist wahrscheinlich nachhaltiger, als die richtige Lösung einfach zur Kenntnis nehmen zu müssen, denn es erfordert eine stärkere innere Auseinandersetzung mit der Materie.

4. Kann ich meine Übung zwischenspeichern und unterbrechen?

Ja. Wir wollen eigentlich, dass du dich durch die ganze Übung "hindurchboxt", denn Training darf auch mal erschöpfen. Allerdings ist niemandem geholfen, wenn du unkonzentriert oder frustriert arbeitest. Deshalb kannst du die Übungen jederzeit unterbrechen und später an derselben Stelle wieder aufnehmen.

5. Warum geht das Übungsprogramm nach einem aufgelösten Fehler nicht einfach weiter?

Die Übungen bei Orthografietrainer.net sind thematisch geordnet - bspw. zur Kommasetzung bei Aufzählungen. Wer bei der Kommatierung von Aufzählungen Fehler macht, beherrscht die Regel, wann ein Komma stehen muss und wann nicht, noch nicht vollständig. Wer die Regel noch nicht vollständig beherrscht, hat weiterhin Trainingsbedarf und sollte sich noch weiter mit Aufzählungen beschäftigen, bevor er zu den noch schwereren weiterschreitet. Mit einer orthografischen Regel umgehen zu können heißt im alltäglichen Schreibprozess nicht, Aufzählungen "so halbwegs" zu beherrschen, sondern sie wirklich zu beherrschen. Beim Schreiben "im wahren Leben" muss man sich auf die Grammatik und die Formulierungen, auf die Wortwahl und den Textaufbau und noch so viel weitere Dinge konzentrieren. Wie soll man dann die Aufzählung noch richtig machen, wenn man sie selbst im konzentrierten Zustand nur "so irgendwie" hinbekommen hat?

Aus diesem Grund präsentiert Orthografietrainer.net nach jedem Fehler zusätzliches Übungsmaterial durch Präsentation anderer Satzversionen.

6. Warum gibt es von jedem Satz mehrere Versionen?

Orthografietrainer.net will nicht, dass SchülerInnen die Sätze aus den Übungen richtig können, sondern Orthografietrainer.net will, dass die SchülerInnen möglichst alle möglichen Sätze richtig schreiben können. Deshalb versucht das Programm, alle Eigenschaften der Übungssätze, die für die Regel selbst nicht von Bedeutung sind, nach Möglichkeit zu variieren (das hat auch einen lernpsychologischen Hintergrund, der hier näher erläutert wird). Natürlich weiß jeder, wenn er in einem Satz zum fünften Mal Kommas setzen soll, wo diese Kommas zu stehen haben. Das garantiert aber noch nicht, dass er tatsächlich die Regel verstanden hat, sondern er könnte sich gemerkt haben, einfach nach einem bestimmten Wort das Komma zu setzen. Hier möchte Orthografietrainer.net vorbeugen, und zwar nicht, um die SchülerInnen zu ärgern, sondern um genau diejenigen, die viele Fehler machen, auch mit viel unterschiedlichem Übungsmaterial zu versehen, während diejenigen, die keine Fehler mehr machen, auch nicht allzu lange mit Aufgaben gelangweilt werden sollen, die sie offensichtlich beherrschen. Durch die verschiedenen Versionen gelingt es Orthografietrainer.net damit, jedem so viel unterschiedliches Übungsmaterial zu präsentieren, wie er gerade nötig hat.

Darüber hinaus werden die Übungsversionen dazu genutzt, das Übungsmaterial auch dann zu variieren, wenn ein Schüler ein und die selbe Übung ein zweites Mal löst. In diesem Fall wird ihm automatisch eine ihm neue Version der Übung präsentiert, sodass der Lern- und Transfereffekt verstärkt wird.

7. Warum steht in den Übungen so wenig über Rechtschreibregeln?

Orthografietrainer.net will Fertigkeiten trainieren, nicht in erster Linie Wissen vermitteln - dafür sind Fachlehrer viel besser geeignet, weil sie auf unmittelbare Fragen unmittelbar reagieren können. Was hingegen das Training angeht, ist Orthografietrainer.net im Vorteil, weil das Programm keine Fehler übersieht, weil es nie die Geduld verliert und immer sofort korrigieren kann, nicht erst nach zehn Minuten oder Stunden oder Tagen.

Was wiederum die Regeln angeht, so kann man mit Regelkenntnis viele wichtige Dinge erreichen. Aber eines erreicht man nicht: Intuition! Und genau auf die kommt es letztlich beim Schreiben an, denn niemand kann hochkonzentriert Briefe, Aufsätze, Romane oder Artikel schreiben und sich gleichzeitig sämtliche Rechtschreibregeln im Bewusstsein halten. Das Allermeiste muss automatisch funktionieren und von der Intuition getragen sein. Ja, selbst das Stutzen an der rechten Stelle, das Überlegen, wie das Wort nun richtig geschrieben wird, das Grübeln und Ausprobieren und schließlich das Nachschlagen - all das kann nicht gelingen, wenn man jedes zweite Wort nachschlagen müsste. Nur wenn die Intuition schon so gut ist, dass man überhaupt stutzt, ist man in der Lage, erfolgreich Regeln anzuwenden. Dafür will Orthografietrainer.net im Rahmen seiner technischen Möglichkeiten einen Beitrag leisten.